Dienstag, 30. Juni 2009

Mumia Abu-Jamal: Kriege ohne Ende. Amen.

"Jeder weiß, daß Politiker routinemäßig zu Übertreibungen und Verzerrungen neigen und daß sie Versprechen abgeben, von denen sie selber nur zu gut wissen, daß sie diese nicht halten können. Woodrow Wilson versprach 1912 in seinem Präsidentschaftswahlkampf, die USA aus dem Ersten Weltkrieg herauszuhalten. Franklin Delano Roosevelt war 1940 während seines Wahlkampfes vorsichtig genug, nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, als wollte er sein Land auf der Seite der Briten in den Zweiten Weltkrieg führen. Lyndon Johnson versprach 1964, daß in Vietnam keine American Boys sterben würden. Waren sie erst gewählt, dann führten alle diese Präsidenten die USA in Kriege, in denen Hunderttausende junger amerikanischer Soldaten starben."

John Stockwell, The Praetorian Guard, Boston 1991

Indem die Regierung unter George W. Bush öffentlich erklärt, daß der "Krieg gegen den Terrorismus" ein "open end" haben werde, treten wir in den USA in einen langen, repressiven Kriegszyklus ein. Dahinter steht eine Haltung, die suggeriert, daß die Geschichte der USA als zyklisch angesehen werden könnte, in der sich Perioden unsicheren Friedens mit denen heißer Kriege abgewechselt haben.

Kriege unterliegen genau wie andere Bereiche menschlichen Strebens ökonomischen Zwängen, in denen sich die Interessen jener Segmente der Gesellschaft widerspiegeln, die Profite aus Kriegen schlagen. Während Soldaten und Zivilisten ihr Leben verlieren, boomen viele Wirtschaftszweige. Für diese Unternehmen ist Krieg - vor allem in Zeiten einer Kriegsökonomie - schlicht und einfach ein gutes Geschäft. Waffenhändler lieben Kriegsstürme.

Lebensmittelhersteller lieben den Krieg, weil dann größere Vorräte angelegt werden. Viele Konzerne sehen Kriege als Vorboten "besserer Zeiten".

Auch auf die Gefahr hin, Phrasen zu dreschen: "Geld ist die Wurzel aller Kriege".

Als Japan die Mandschurei besetzte, geschah das nicht deshalb, weil die Japaner "böse" sind. Sie führten diesen Krieg, weil sie Rohstoffe brauchten, die ihnen in der Heimat fehlten. Die Iraker marschierten nicht in Kuweit ein, weil sie "böse" sind, sondern weil der Zugriff auf Kuweit es ihnen ermöglicht hätte, ihre Ölvorräte zu verdoppeln. Jeder Krieg hat einen ökonomischen Unterbau, der im Verborgenen bleibt. Der Krieg ist ein Mittel der Außen- und Wirtschaftspolitik.

Welche Außenpolitik betreiben die USA? Der Wissenschaftler Jerry Fresia schrieb 1988 in seinem Buch "Towards an American Revolution":

"1959 gab George Kennan, Chef der Planungsabteilung im Außenministerium, lateinamerikanischen Botschaftern eine kurze Unterweisung, in der er sagte, die Außenpolitik müsse ihr Hauptaugenmerk auf ‚die Sicherung der Rohstoffe' richten. Im weitesten Sinne machen es alle Materialien und menschlichen Ressourcen, die rechtmäßig ‚unser' sind, erforderlich, daß wir gegen eine gefährliche Ketzerei kämpfen, die in Lateinamerika virulent ist, vor allem ‚die Vorstellung, daß die Regierung eine direkte Verantwortung für das Wohlergehen der Bevölkerung trägt.'"

Wenn jemand erzählt, daß es der amerikanischen Außenpolitik darum gehe, "die Demokratie zu verbreiten" oder "die Freiheit zu retten" oder etwas Ähnliches, dann erinnert euch an Kennans Enthüllung. Er sagt, worum es wirklich geht.

Krieg ist in der Tat die Hölle - für die einen. Für die anderen ist er ein großes und blühendes Geschäft.

MUMIA ABU-JAMAL (2001)

Mumia Abu-Jamal ist ein US-amerikanischer Journalist, der 1982 in Philadelphia wegen Mordes an einem Polizisten sowie wegen Schußwaffenbesitzes angeklagt, für schuldig befunden und zum Tode verurteilt wurde. Er befindet sich seitdem in Haft. Der von Jürgen Heiser übersetzte Text erschien in der Berliner Tageszeitung junge Welt (jW). Mumia Abu-Jamal hat dort eine Kolumne, die in jeder Wochenend-Ausgabe erscheint. Seine erste Kolumne erschien in der jW vom 16. Dezember 2000.

Montag, 29. Juni 2009

Helden und Deppen der Journaille

Was ist links ?

Diese Frage wird von Gazetten, denen sonst nicht besseres einfällt, ja alle paar Jahre mal durchgehechelt. Damit’s dem Redaktör nicht allzu schwör wird, variiert er die Frage deshalb am besten ein bißchen. So wurde im letzten Fin de siècle, als der Sowjetkommunismus gerade zusammengebrochen war, gefragt: What’s left ? Was ist noch links ? Wohingegen heute im Facebook-Zeitalter, wo Konfessoren gefragt sind, eher wieder Persönlichkeit Trumpf ist. Also lautet die heikle Gesellschaftsfrage, eine Herausforderung eher an die rhetorische Geistesgegenwart als an den politischen Verstand, nunmehr wieder ein bißchen anders. Sie lautet: Wer ist links?

Ist zum Beispiel Heribert Prantl links ?

Eigentlich könnte sich das interessierte Lesepublikum diese Frage sehr gut selbst beantworten, da der Großkommentator und Innenpolitik-Chef der „Süddeutschen Zeitung“ ja fast jeden Tag in die Tasten haut, wenn er gerade im Dienst ist. Aber das journalistische Sommerloch wirft bereits seine Schatten, und das Thema muß Schummelpeter, den Chefkoch der FAZ-Sättigungsbeilage, derart umgetrieben haben, daß er tatsächlich einen Commis de Cuisine damit beauftragte, das Questiönchen per investigativer Telefonrecherche aus der Welt zu schaffen.

Der gelehrige Commis gab sich Mühe, er blies das Ganze auf und wählte als Aufhänger einen Schmöker, den man kennt, auch wenn man ihn nicht gelesen hat, da er auf der Bestseller-Liste des "Spiegel" derzeit auf Platz 8 steht. Das Ergebnis liest man hier, heraus kam wirklich nicht sehr viel, aber immerhin eine Art Fünfspalter, der das Verdienst hat, aus einem wahrscheinlich überflüssigen Buch die Luft herauszulassen.

Wieso kam da aber nicht mehr heraus als heiße Luft ?

Nun, das lag wohl an der Fragestellung.

Der erwähnte Leitartikler und Innenpolitik-Chef zum Beispiel hat da in seiner jüngsten Sonntagspredigt eine etwas intelligentere und präzisere Frage gestellt:

Wer macht in Deutschland eigentlich die Wirtschaftsgesetze ?

Na, dreimal dürfen Sie raten: Wer macht diese Gesetze ?

Die richtige Antwort lautet:

„Die wichtigsten Wirtschaftsgesetze werden, im Auftrag der Regierung, von internationalen Anwaltskanzleien verfertigt.“

Sonntag, 28. Juni 2009

Acht ruhmvolle Jahre des Großen Nepalesischen Volkskrieges



Ausschnitte aus einem Dokumentarfilm über den achtjährigen Volkskrieg in Nepal, der im Mai 2008 zur Abschaffung der Monarchie führte. Insgesamt dauern diese neun Kurzfilme 75 Minuten. Das im Original achtstündige Filmwerk wurde produziert von der Kulturabteilung der Kommunistischen Partei Nepals/Maoisten (KPN/M).