Was ist links ?
Diese Frage wird von Gazetten, denen sonst nicht besseres einfällt, ja alle paar Jahre mal durchgehechelt. Damit’s dem Redaktör nicht allzu schwör wird, variiert er die Frage deshalb am besten ein bißchen. So wurde im letzten Fin de siècle, als der Sowjetkommunismus gerade zusammengebrochen war, gefragt: What’s left ? Was ist noch links ? Wohingegen heute im Facebook-Zeitalter, wo Konfessoren gefragt sind, eher wieder Persönlichkeit Trumpf ist. Also lautet die heikle Gesellschaftsfrage, eine Herausforderung eher an die rhetorische Geistesgegenwart als an den politischen Verstand, nunmehr wieder ein bißchen anders. Sie lautet: Wer ist links?
Ist zum Beispiel Heribert Prantl links ?
Eigentlich könnte sich das interessierte Lesepublikum diese Frage sehr gut selbst beantworten, da der Großkommentator und Innenpolitik-Chef der „Süddeutschen Zeitung“ ja fast jeden Tag in die Tasten haut, wenn er gerade im Dienst ist. Aber das journalistische Sommerloch wirft bereits seine Schatten, und das Thema muß Schummelpeter, den Chefkoch der FAZ-Sättigungsbeilage, derart umgetrieben haben, daß er tatsächlich einen Commis de Cuisine damit beauftragte, das Questiönchen per investigativer Telefonrecherche aus der Welt zu schaffen.
Der gelehrige Commis gab sich Mühe, er blies das Ganze auf und wählte als Aufhänger einen Schmöker, den man kennt, auch wenn man ihn nicht gelesen hat, da er auf der Bestseller-Liste des "Spiegel" derzeit auf Platz 8 steht. Das Ergebnis liest man hier, heraus kam wirklich nicht sehr viel, aber immerhin eine Art Fünfspalter, der das Verdienst hat, aus einem wahrscheinlich überflüssigen Buch die Luft herauszulassen.
Wieso kam da aber nicht mehr heraus als heiße Luft ?
Nun, das lag wohl an der Fragestellung.
Der erwähnte Leitartikler und Innenpolitik-Chef zum Beispiel hat da in seiner jüngsten Sonntagspredigt eine etwas intelligentere und präzisere Frage gestellt:
Wer macht in Deutschland eigentlich die Wirtschaftsgesetze ?
Na, dreimal dürfen Sie raten: Wer macht diese Gesetze ?
Die richtige Antwort lautet:
„Die wichtigsten Wirtschaftsgesetze werden, im Auftrag der Regierung, von internationalen Anwaltskanzleien verfertigt.“
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