Sonntag, 20. November 2011

No Time for Losers




Darwinian principles should apply in the euro zone and the rule of survival of the fittest prevail, with the strongest economies having the leading say in how the bloc is run, Finland's Europe Minister Alex Stubb said on Thursday. Setting out his argument for the euro zone's six triple-A rated countries to have more influence in the region's economic management, Stubb said the 13-year-old currency needed to look to its strongest members to secure the future. "We've been looking at the whole debate from the wrong end, we've been looking at countries that we need to save and help all the time," he told Reuters in an interview. "For me, the euro is a Darwinist system, it is the survival of the fittest. The markets take care of that, and I think that's the best way we can keep up market pressure," said Stubb, who is himself a fitness fanatic and frequently completing Ironman triathlons.

- Reuters, 17 November 2011







Welche Werkzeuge findet der Planet-Manager vor? Wie kann er seinen Auftrag wahrnehmen, während ringsumher die überflüssigen Massen nicht nur nach Brot, sondern nach Lebenssinn schreien? Wenn die ständigen Massaker auf dem ganzen Globus sich immer unabweisbarer als Schlachten im Kampf um Wasser und Ackerboden entpuppen?

Zunächst muß überwacht werden, und zwar gründlich und lückenlos. Hitlers Drittes Reich hatte für damalige Verhältnisse einen gewaltigen Lausch- und Spähapparat aufgebaut, aber verglichen mit den Verhältnissen unter Stalin, und natürlich erst recht im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten, war er eine recht altmodische und klapprige Angelegenheit…

Es wird auch selektiert werden müssen. Gut, die Sache der Menschenrechte hat in der zweiten Jahrhunderthälfte Fortschritte gemacht, kein Zweifel…

Dennoch, es wird selektiert. Hier und heute.

Manchmal findet die Auswahl äußerst konkret statt, und dann zeigt sich, daß sie immer noch nach alten Kriterien funktioniert. Rupert Neudeck, der Initiator der „Cap Anamur“-Hilfe, hat erst jüngst darauf hingewiesen, daß bei den großen Massakern in Ruanda zunächst und reflexhaft die Weißen ausgeflogen wurden – einschließlich belgischer Nonnen, die sich solche rassistische Präferenz, die nicht ganz ihren Ordensgelübden entsprach, durchaus gefallen ließen. Es konnte dabei zu der grotesken, aber bezeichnenden Situation kommen, daß ein US-amerikanischer Diplomat zurückgelassen wurde, weil er eine schwarze Haut hat und man ihn deshalb automatisch zu den Überflüssigen rechnete.

Selektiert wird von der transnationalen Finanzmacht schon vorher, wenn es um die Verlängerung von Krediten, die Umschuldung der Ärmsten, die Bedingungen für weiter gewährtes Wohlwollen geht.

Selektiert wird durch die GATT-Abkommen, welche der sicherste und unauffälligste Weg zur Ausrottung etwa noch existierender traditioneller Gesellschaften und Kulturen sind.

Selektiert wird an den Grenzen des Schengener Abkommens, auf deutschen Flughäfen, wo das einst sehr liberale deutsche Asylrecht zu einem bürokratischen Fegefeuer geworden ist. Sinn solcher Selektion ist die Bewahrung des Wohlstandsgefälles, das nicht zuletzt durch die vorhergehende Selektion, nämlich die terms of trade, die internationalen Handelsbedingungen, entstanden ist.

Selektiert wird in nie dagewesener Breite und Gründlichkeit in der Arbeitswelt. Die jahrtausendelang geltende Qualifikation eines arbeitswilligen Normalmenschen, der über starke Muskeln, geschickte Hände und einige Ausdauer verfügt, ist völlig unwichtig geworden. Man geht davon aus, daß die erwünschte Produktion der Weltwirtschaft dank der technisch-wissenschaftlichen Innovation von etwa zwanzig Prozent der Weltbevölkerung geleistet werden kann. Der Rest wird vorläufig von der schon etwas tatterigen Wach- und Schließgesellschaft der Nationalstaaten betreut, aber eines Tages, das ist vorauszusehen, muß er entsorgt werden.

Selektiert wird aber auch in den obersten Stockwerken der Weltökonomie. Die Riesensaurier mit den großen Firmen- und Konzernnamen verschlingen einander in mehr oder weniger freundlichen takeovers, wobei mehr oder weniger klar der Endzustand eines weltweiten Gesamtkapitalisten am Horizont erscheint. Wackere Kartellämter versuchen die Entwicklung wenigstens zu bremsen, aber allzuviel Glück haben sie dabei nicht. Man hat für diese Spielchen die Regeln der grausamen Königin in den ökonomischen Regelkreis hineingenommen; was dabei an Schicksalen den Bach hinunter geht, ist unvermeidlich, also uninteressant, und wird höchstens durch sogenannte Sozialpläne abgefedert. Der Gesamtkapitalist am Ende der Selektionskette kann sich dann als Planet-Manager konstituieren und die große Rechnung aufmachen, die über kurz oder lang fällig ist.

- Carl Amery, Hitler als Vorläufer. Auschwitz – der Beginn des 21.Jahrhunderts ?, Luchterhand, München 1998, Seite 176-179 (gekürzt)





Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt. Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden. Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

- Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 20 (der letzte Satz über das Widerstandsrecht wurde 1968, im Zuge der Notstandsgesetze, in den Gesetzestext eingefügt)







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Music: Queen’s "We Are the Champions", released as single the 7 October 1977, is from their studio album "News of the World". It has become an anthem for sporting victories and was recently voted catchiest pop song of all time by some sort of 'rocket scientists' who were relying on ‘maths, science, engineering and technology’… I don't like this song, because for me it’s the secret anthem of neoliberalism.




Mittwoch, 16. November 2011

This Is Not America


Das System der Befehle ist allgemein anerkannt. Am schärfsten ausgeprägt hat es sich wohl in den Armeen. Aber viele andere Bereiche des zivilisierten Lebens sind vom Befehl ergriffen und gezeichnet. Der Tod als Drohung ist die Münze der Macht. Es ist leicht, hier Münze auf Münze zu legen und enorme Kapitalien anzusammeln. Wer der Macht beikommen will, der muß den Befehl ohne Scheu ins Auge fassen und die Mittel finden, ihn seines Stachels zu berauben.

- Elias Canetti, Masse und Macht (Crowds and Power), Schluß


According to the Syrian Uprising 2011 Information Center (16/11/2011), the place where this man is tortured and mistreated is Kafr Nabl, 40 km south of Idlib, Syria.

Donnerstag, 10. November 2011

Fear Form Flying


- Politics is over, Charles, it doesn’t touch the public imagination any longer. Religions emerged too early in human evolution – they set up symbols that people took literally, and they’re as dead as a line of totem poles. Religions should have come later, when the human race begin to near the end. Sadly, crime is the only spur that rouses us. We’re fascinated by that “other world” where everything is possible.

- Most people would say there’s more than enough crime already.

- But not here !

-- J. G. Ballard, Cocaine Nights (1996), Counterpoint, Washington, D.C. 1998, page 245


Über solch gut und so rein geschriebenen Nonsens mag man nicht diskutieren. Zwischen der beliebig hervorragenden Ästhetik gewisser Phänomene, z.B. der Kristallisierung der Welt oder des vom Busch und Krokodilen überschwemmten London und der wachsenden Existenz, die in diesen Phänomen vernichtet wird, gibt es keinerlei Übergänge. Eine Guillotine, ganz mit Veilchen geschmückt, bleibt eine Guillotine. Die Ästhetik der Vernichtungsformen, das ist eine Sache, und ihr, das persönliche Sein vernichtender Charakter, ist eine andere Sache; zwischen den Kategorien der Eschatologie und der Ästhetik gibt es keine Konjunktionen. Wenn wir das sagen, dann tun wir das nicht als blinde, hartnäckige Anhänger des empirischen Credo. Keineswegs ! Nur, in welche ontologische und metaphysische Ordnung eigentlich sollen wir diese Art der Beziehung „Subjekt – Objekt“ hineinstecken, damit eine Begriffsadäquation entsteht ? Denn rein ästhetische Argumente sind kein Fundament für eine Metaphysik als Existenztheorie. Wenn Glaubensliturgien schöne Objekte benutzen, dann gilt diese Schönheit nicht als autonom: ist sie doch sakral geweiht. Dadurch kann sie nicht völlig geschlossen in ihrer Ästhetik gehalten werden. Sie ist nur ein Signum der Offenbarung, ein Hinweis auf die Anmut der Transzendenz, sie tritt hier nur zeitweilig in den Rechten eines symbolischen Vertreters auf. Wir würden daher jeden für irre halten, der das Kreuzeszeichen durch ein Kreiszeichen zu ersetzen verlangt, weil – seiner Meinung nach – „ein Kreis schöner als ein Kreuz“ sei; als einen Irren und nicht als einen Metaphysiker sollen wir auch denjenigen ansehen, der uns die Vernichtung schmackhaft machen will, indem er ihr ein ästhetisch attraktives Äußeres gibt. Nicht der ist heiliger, der auf dem Scheiterhaufen schöner brennt …

Die Erzählungen Ballards sind jedoch im allgemeinen gut geschrieben.

-- Stanisław Lem, Phantastik und Futurologie I (polnisch 1970), Frankfurt am Main 1984, Seite 283 (über Ballards Roman „The Illuminated Man“ und die Erzählung „The Drowned World“)


While in the RAF, Ballard also wrote his first science fiction story, "Passport to Eternity", as a pastiche and summary of the American science fiction he had read.


He left the RAF in 1954 after two years and returned to England. In 1955 he married Helen Mary Matthews and settled in Chiswick, the first of their three children being born the following year. From 1957, Ballard worked as assistant editor on the scientific journal "Chemistry and Industry". In 1960 Ballard moved with his family to the middle-class London suburb of Shepperton in Surrey. In 1964 Ballard's wife Mary died suddenly of pneumonia, leaving him to raise their three children – James, Fay and Bea Ballard – by himself.

--http://en.wikipedia.org/wiki/J._G._Ballard



Ballard zog seine drei Kinder alleine auf. Er behauptete, die Hausarbeit lasse sich in fünf Minuten erledigen, vorausgesetzt, man mache keinen Fetisch aus der Sache. Die Presse belegte ihn mit dem Beinamen "Prophet von Shepperton".

-- http://de.wikipedia.org/wiki/James_Graham_Ballard



1955 heiratete J.G. Ballard die aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Sekretärin Mary Matthews. In „Wunder des Lebens“ erinnert er sich, daß sie im Gegensatz zu seinen Eltern von seiner Zukunft als Autor überzeugt war, ihm anfangs sogar ihre Schreibmaschine lieh. Pragmatisch, aber auch romantisch.

--Wolfgang Frömberg, „Ein Leben wie im Flug“, FAZ, 10. November 2011, Seite 30 (über Ballards jetzt in deutscher Übersetzung bei Edition Phantasia erschienene Autobiographie „Miracles of Life")




PHOTO: JG Ballard and his children. He acknowledged reading his daughters' copies of the "New Musical Express" during the punk era. "I'd grab it from them and start reading avidly, because it seemed to convey the news, not about rock music, which I wasn't interested in, but about the larger world." - J. G. Ballard mit seinen Kindern Fay, James und Beatrice

http://www.rrr.org.au/playlist/5740/