Montag, 7. September 2009

Seit 34 Jahren politischer Gefangener: Leonard Peltier

Aus Wikipedia:

Leonard Peltier (*12. September 1944 in Grand Fork, North Dakota) ist ein indianischer Aktivist des American Indian Movement in den USA. Er war Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre an einflußreicher Stelle bei verschiedenen Widerstandsaktionen gegen die US-amerikanische Indianerpolitik beteiligt. 1977 wurde er in einem umstrittenen Gerichtsverfahren trotz fragwürdiger Beweislage des Mordes an zwei Polizisten angeklagt und verurteilt. Seither ist er inhaftiert. In den Augen verschiedener Menschenrechtsorganisationen gilt er als politischer Gefangener der USA.

Peltier wuchs als Mitglied der Lakota/Anishinabe bei seinen Großeltern in der Turtle Mountain Chippewa Reservation in North Dakota auf. Mit neun Jahren besuchte er für drei Jahre die vom Bureau of Indian Affairs (BIA) betriebene Schule in Wahpeton. Nach seinem Hauptschulabschluß 1957 kehrte er in die Turtle Mountain Reservation zurück. Hier begannen ein Jahr später seine ersten Konflikte mit dem Gesetz. Als Zuschauer nahm er an einem damals verbotenen Sonnentanz teil. Er wurde von BIA-Polizisten festgenommen. Einige Zeit später wurde er ein zweites Mal verhaftet, diesmal, weil er versucht hatte, von einem Vorratstruck der Army Dieselöl abzuzapfen, um das Haus seiner Großmutter zu heizen. Noch im selben Jahr entschloß sich Peltier, für die Anliegen seines Volkes zu kämpfen.

Der Indianer-Aktivist

1968 wurde in Minneapolis das American Indian Movement (AIM) gegründet, eine Widerstandsbewegung, die sich gegen die Unterdrückung der amerikanischen Urbevölkerung durch die Weißen zur Wehr setzte. Nach der Aufsehen erregenden Besetzung der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz schloss sich Peltier der Widerstandsbewegung an. Am 8. März 1970 besetzte er mit anderen Aktivisten das leerstehende Fort Lawton bei Seattle. Die Besetzung endete mit der Inhaftierung der Beteiligten. Später wurde das Fort jedoch den Aktivisten übergeben und dort ein kulturelles Zentrum eingerichtet.

1972 nahm Peltier am Marsch der gebrochenen Verträge ("Trail of broken Treaties") nach Washington D.C. teil. Nachdem BIA-Beamte ihr Versprechen - den Ältesten Unterkünfte zu besorgen - nicht eingehalten hatten, besetzten die AIM-Mitglieder das BIA-Gebäude. Bei der Besetzung agierte Peltier als Sicherheitschef.

In den Fängen der Justiz

In den 1970er-Jahren herrschten in der Pine-Ridge-Reservation in South Dakota bürgerkriegsähnliche Zustände, die, je nach Quelle, 60 bis 300 Indianer das Leben kosteten. Die Lakota-Indianer der Reservation riefen das AIM zur Hilfe, um sich gegen paramilitärische Truppen und FBI-Agenten zu schützen. Neben anderen leistete Leonard Peltier dem Hilferuf Folge. Am 26. Juni 1975 wurden bei einer Schießerei zwei FBI-Agenten und ein Indianer getötet. Peltier floh nach Kanada und wurde später als Mörder der beiden FBI-Agenten festgenommen; der Tod des Indianers wurde bis heute nie untersucht.

Es folgte ein sehr umstrittenes Gerichtsverfahren. Bald zeichnete sich ab, daß die US-amerikanische Justiz keine Beweise gegen Peltier hatte. Trotzdem wurde er 1977 für schuldig befunden und wegen Mordes zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt. Leonard Peltier gilt Menschenrechtsorganisationen wie
Amnesty International, Incomindios Schweiz oder der Gesellschaft für bedrohte Völker als politischer Häftling. Nebst NGOs und Institutionen wie der EU fordern über 25 Millionen Menschen, bisher erfolglos, seine Freilassung, darunter Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Rigoberta Menchú und der Dalai Lama. Seine Anwälte durchliefen sämtliche Instanzen des amerikanischen Rechtssystems; Peltier sitzt nach 34 Jahren jedoch noch immer in Haft.

Obwohl in den USA viele Indigene als politische Häftlinge angesehen werden, Peltier also ursprünglich nur einer unter vielen war, entwickelte er sich zu einem panindianischen Anführer und Hoffnungsträger, der bereits zweimal (1992 und 2004) für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. 2004 wurde Peltier von der Peace and Freedom Party als Kandidat für die US-Präsidentschaftswahl nominiert, was in den USA für Gefängnisinsassen nicht verboten ist. Peltier wurde nur in Kalifornien zugelassen, wo er 27.607 Stimmen erhielt, was USA-weit 0,02 % ausmachte.

Für Regierungsstellen gilt Peltier wie ehedem als Schwerstkrimineller, im Juni 2005 wurde er zunächst zu sechswöchiger Einzelhaft nach Terre Haute und schließlich ins Hochsicherheitsgefängnis in Lewisburg verbracht, nachdem seinem vorherigen Aufenthaltsort, der Anstalt Leavenworth, ihr Hochsicherheitsstatus aberkannt wurde.

Aufruf des "Vereins zur Unterstützung indianischer Jugend-, Kultur- und Menschenrechtsprojekte & Leonard Peltier Support Group" zur Kundgebung für die Freiheit Leonard Peltiers:

"Am 21. August verkündete der Vorsitzende der U.S. Parole-Commission, daß die Begnadigung des indianischen politischen Gefangenen und Menschenrechtsaktivisten Leonard Peltier abgelehnt wurde. Die nächste Begandigungsanhörung wäre dann 2024, wenn Peltier 79 Jahre alt wäre und davon 48 Jahre unschuldig im Knast gesessen hätte. Soweit zum Stand von Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Menschenrechten in den USA im Jahre 2009. Auch im Rahmen der diesjährigen Begnadigungskampagne haben sich wieder weltweit zehntausende von Menschen engagiert. Es gilt nun nicht in Lethargie zu verfallen sondern die vielfältigsten Aktionen zur Freilassung Peltiers am brodeln zu halten, morgen, nächstes Jahr – bis Leonard Peltier frei ist. In diesem Kontext rufen wir einen Tag vor Peltiers 65. Geburtstag am 11. September 2009 ab 17 Uhr zu einer Kundgebung und Mahnwache vor dem US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main, Gießener Str. 30, 60435 Frankfurt am Main auf. Es wäre wichtig, wenn möglichst viele Menschen dazu kämen, auch wenn sie erst ab 18 Uhr können. Wir werden an Ort und Stelle nochmals über den gesamten Fall und seine Hintergründe, aber auch über die aktuellen Entwicklungen informieren.

Freiheit für Leonard Peltier, Mumia Abu Jamal und alle anderen politischen Gefangenen aus dem progressiven Widerstand ! Unterstützt die Selbstbestimmungsrechte und den Kampf um Menschenrechte der indigenen Völker in den USA und anderswo !

Kundgebung zur Freilassung Leonard Peltiers,
Frankfurt am Main,
11. 9. 2009, 17 Uhr
US-Generalkonsulat, Gießener Str. 30"

Quellen: indymedia --- jungeWelt --- freepeltiernow.org

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