Samstag, 21. November 2009

Eine Kindheitserinnerung des Frank Zappa

The Making of Saint Alfonzo's Pancake Breakfast

Zappa plays Zappa (= Zappa junior)

Und hier nochmal der Maestro himself und in voller Pracht beinahe ...

"Montana" erschien erstmals auf der LP "Over-nite Sensation" (1973), "Saint Alfonzo's Pancake Breakfast" und "Don't Eat the Yellow Snow" auf "Apostrophe(')" (1974) und "The Black Page" auf "Zappa in New York"(1978).

UPDATE:

Unter den Zappatisten ist umstritten, zu Ehren welches Heiligen eigentlich jene Pfannkuchen -- oder waren’s vielleicht Dampfnudeln ? -- serviert wurden, deren Zubereitung der kleine oder schon etwas größere Zappa einst durch Margarinen-Diebstahl in der Phantasie oder Realität naschkatzenhaft sabotieren wollte (hier liegt doch wohl die klassische katholische Jugendsünde bzw. womöglich sogar eine freudsche Deckerinnerung vor, siehe Augustinus, Confessiones I, 19 u. II, 4 sowie "Das Vokabular der Psychoanalyse" von Laplanche/Pontalis).

Nach Zappas eigenen Angaben soll es sich bei Saint Alfonzo um den Kirchenpatron der portugiesisch-stämmigen Stint-Fischer im Columbia-River-Delta (am Pazifik, nördlich von Portland, im US-Bundesstaat Washington) gehandelt haben, aber hat der große Schalksnarr seine Fan-Gemeinde da nicht eher mutwillig an der Nase herumgeführt ?

Und selbst wenn sich Häuptling Lästerzunge hier einmal keinen Jux hat machen wollen, gibt es jedenfalls diverse Alfonse im katholischen Heiligen- und Seligenkalender, die grundsätzlich als Fishermen’s Friend parochialtheologisch und religionssoziologisch in Frage kommen würden. Es gibt allerdings nur einen, der es – qua Ordensgründung, d. h. Schaffung einer persönlichen Nachlaß- und Memorialverwaltung - auch bereits zu weltweiter Prominenz und Präsenz gebracht hat: Alfons Maria de Liguori (1696-1787), Patron der Beichtväter und Moraltheologen, der übrigens auch geistliche Lieder komponierte (Fest 2. August). Wir halten ihn zwar für einen durchaus vielversprechenden zappatistischen Kandidaten, möchten andererseits aber auch nicht unbedingt, grundsätzlich und von vorneherein die Hand für ihn ins Feuer legen, die Hagiologie ist ja noch eine recht junge Wissenschaft, vor allem ist die Heiligenlandschaft allgemein ein eher unübersichtliches, schwer zugängliches Terrain. Daß sowohl Zappa als auch Liguori einen italienischen Hintergrund haben, hat gewiß Gewicht, sollte aber dann auch nicht überbewertet werden.

Zweitens gibt es einen gewissen spanischen Edelmystiker und Augustiner-Eremiten namens Alfons von Orozco (1500-1591), der als Hofprediger und Ratgeber Karls V. und Philipps II. agierte (Fest 19. September).

Den kann man, wie's aussieht, wohl zunächst einmal vernachlässigen, der scheint uns doch eher weniger zu Frankie Boy zu passen. (Aber auch dafür möchten wir uns natürlich in diesem frühen Stadium der Recherche die Feuer- und Wasserprobe sowie andere Ordalien doch lieber ersparen, zumal wir wohl so schnell auch nicht nach Rom kommen werden, um die Akten des Heiligsprechungsprozesses näher einzusehen. Die sind übrigens noch nahezu druckfrisch, die endgültige Kanonisation dieses Herrn erfolgte erst 2002. Wahrscheinlich sagt man sich im Vatikan, bei den spanischen Granden brennt eh so schnell nichts an, und läßt sich deshalb gern ein bißchen Zeit mit der Erhebung aus den Archiven).

Zuguterletzt - und da wird's dann wieder interessant, das wäre schon eher mal die eine oder andere kleine Stippvisite bzw. Pilgerreise wert - lassen sich auch mindestens vier spanische Märtyrer-Missionare, zwei Jesuiten, zwei Dominikaner, auftreiben, die mit dem Alfons-Namen ausgestattet sind: Alfons (Alonso) Rodriguez (1598-1628) wurde beim Aufbau des berühmt-berüchtigten Jesuitenstaates im Gebiet der Guarani-Indianer, im Dreiländereck zwischen Brasilien, Paraguay und Argentinien, getötet (Fest 15. November); sein Ordensbruder Alfons Pacecho (1551- 1583) starb in Cuncolim, in der südlichen Goa-Region, an der Westküste Indiens (Fest 27. Juli); der Dominikaner Alfons von Mena (1568-1622) erlitt in Nagasaki den Feuertod (Fest 10. September); Alfons de Navarette (1571-1617) schließlich wurde im japanischen Tokushima, im Nordosten der Insel Shikoku, geköpft (Fest 10. September).

Die beideren letzteren starben also nicht nur an verschiedenen Orten und in verschiedenen Jahren, sondern auch an verschiedenen Tagen (Mena am 10. 9., Navarette am 1. 6.), haben aber - laut "Lexikon für Theologie und Kirche", 2. Auflage, 1957, Bd. I, 330ff, woraus die meisten unserer Angaben auch entnommen sind - am selben Tag ihr Fest (10. September).

Hier könnte der Druckfehlerteufel zugeschlagen haben, muß es aber nicht: Im kirchlichen Heiligen- und Seligenhimmel geht’s mitunter ziemlich drunter und drüber, das heißt mit kuriosen Einsparmaßnahmen, Metamorphosen, Verschiebungsaktionen, Kondensationen, Fusionen und anderen reichlich bizarren Kreationen ist hier jederzeit zu rechnen.

Wie übrigens auch beim Zappatismus, und natürlich erst recht in allen anderen Mythologien.


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