Samstag, 24. Oktober 2009

Herzensergießungen eines kunstliebenden Linksgeorgeaners


Ich forschte bleichen eifers nach dem horte
Nach strofen drinnen tiefste kümmerniss

Stefan George, Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Mit einem Vorspiel (Gesamtausgabe der Werke Endgültige Fassung Bd. V), Georg Bondi, Berlin 1932, Seite 12

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Wir haben zwanzig, dreißig Jahre lang erlebt, daß alle paar Jahre eine neue Geschichte der Frankfurter Schule herauskam. Dieses linksliberale Stratum unserer Ideen und Geistesgeschichte, unserer bundesrepublikanischen Formationsgeschichte ist bis auf den Grund erforscht worden. Besenrein ausgeforscht. Auf der rechten oder konservativen Seite dagegen herrschte immer ein angenehmes Halbdunkel. Man wußte, es gibt da auch ähnlich virulente Orte. Dann Wilflingen – im Süden gibt es dieses Heidegger-Jünger-Netz, das über Ernst Klett und Klostermann, die Verleger, mit dem George–Netz verknüpft ist. Hans Grimm hatte im Norden seine „Lippoldsberger Dichtertage“. Und es gibt das Netz um Arnold Gehlen. Das war alles sehr wenig erforscht, und jetzt ändert sich das. Auch Münster und die Schule von Joachim Ritter sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Mit anderen Worten, jetzt wird die konservative Seite stärker beforscht, erweist sich auch langfristig als interessanter – weil vermutlich doch der interessantere Teil der Geistesgeschichte sich auf dieser Seite abgespielt hat. Auf diese Entwicklung habe ich lange gewartet …

Ulrich Raulff im Gespräch mit Lorenz Jäger, FAZ, 24. Oktober 2009, Seite Z 6 („Bilder und Zeiten“)

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Musica: Hey Stoopid (Alice Cooper)

Foto: dpa/Stuttgarter Zeitung

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