Der Morgan-Stanley-Cheftheoretiker Stephen Roach, einer der bewährten Schwarzmaler der Ökonomen-Zunft (wie Shiller, Roubini und andere), und wohl deshalb inzwischen auf den Chefsessel im Asien-Büro seines Instituts bombardiert, erklärt hier dem erlauchten Publikum der "Asia Society" von New York, was er von seiner neuen Wahlheimat begriffen hat und was denen dort gerade blüht: Die Leute in Asien schuften immer verrückter, und sie erhalten immer weniger von den Früchten ihrer Arbeit. Und das läuft jetzt schon seit drei Jahrzehnten so, seit dem Anfang der Achtziger Jahre, als Deng Xiaoping den letzten Konkurrenten abserviert und in China das Zepter allein übernommen hat. Toll !
Was das alles für die sogenannten Ungleichgewichte in der globalen weltwirtschaftlichen Gesamtrechnung bedeutet, erklärt uns Roach in der „Financial Times“. Dreimal darfst du raten, wie die Lage aussieht ? Richtig: Prächtigstes Schwarz. Kaiserwetter sozusagen.
Hier das Roach-Orakel im Wortlaut:
“This is really a simple picture, and yet it explains so much of what Asia is today. It looks at developing Asia as a whole region, from China and India to places in-between, and breaks the overall GDP down into two main shares: the black line is the export share and the red line is the consumption share. . . The export share has never been higher; and the internal private consumption share has never been lower. This is Asia."
„Dies ist wirklich ein einfaches Schaubild und doch erklärt es sehr gut, was Asien heute ist. Es bezieht sich auf die asiatischen Entwicklungsländer als Gesamtregion, von China und Indien bis zu den Plätzen dazwischen, und bricht das Bruttoinlandsprodukt auf zwei Hauptfaktoren herunter: Die schwarze [aufsteigende] Linie ist der Exportanteil, die rote [fallende] Linie der Anteil der Inlands- oder Konsumnachfrage am Gesamtprodukt… Der Exportanteil war noch nie höher, der Anteil der privaten Konsumnachfrage noch nie niedriger. Das ist Asien.“
Drei Buchtipps:
Felix Wemheuer (Hrsg.), Maoismus. Ideengeschichte und revolutionärer Geist, Promedia, Wien 2008, 176 Seiten (Reader mit Texten von Mao Tse-tung, Rossana Rossanda, Foucault u. a. ; für alle, die ihre fünfbändige Mao-Ausgabe schon ins Antiquariat getragen haben)
Dariusz Adamczyk (Hrsg.), Quo vadis, Asien ? China, Indien, Rußland, Mittlerer Osten und Zentralasien im globalen Kontext, Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Taunus 2009, 126 Seiten, Reihe "Studien zur Weltgeschichte" (eher wallerstein-systemanalytisch inspiriert)
Theodor Bergmann, Internationalismus im 21. Jahrhundert. Lernen aus Niederlagen - für eine neue internationale Solidarität, VSA-Verlag, Hamburg 2009, 250 Seiten (marxistisch; umfassend, aber mit Schwerpunkten zur Geschichte der 3. Internationale, der Sowjetunion und Chinas)
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