Dienstag, 9. Februar 2010

The Art of Brown-Nosing oder Die Kunst des Arschkriechens


Das Frankfurter Autonome Zentralblatt (FAZ) bringt heute auf Seite 33 zur Unterhaltung wieder mal ein lustiges Stück der in zwangloser Folge erscheinenden Serie "Trotzki fragt – wer war’s?".

Im Wortlaut klingt das schöne Preisrätsel so:

Er braucht keine Hilfsmittel, er hat alles im Kopf. Wenn es ihm in Gesellschaft zu fad wird, fängt er an zu zaubern. Mühelos vermag er das Christentum, Paulus, die Gonzaga, das Problem des Schattens in den Gärten der Renaissance, die Fugger, Gutenberg und Gruner + Jahr in einem Satz unterzubringen.

Na, ihr Lieben, dreimal dürft ihr raten, welche Wollmilchsau da weltweit zur Fahndung ausgeschrieben wird ...

Der unersetzliche Willi Winkler, meint ihr ?

Nicht übel geraten, aber der war's in diesem Fall nicht. (Und übrigens gebraucht auch ein Willi Winkler gelegentlich mal Hilfsmittel).

Der unvermeidliche Dietmar Dath ?

Damit kommen wir der Sache schon näher. Aber unter uns gesagt: Selbst Turbo-Dietmar hat nicht alles in der Birne, sondern mit Sicherheit auch noch was auf der Festplatte.

Nein, machen wir’s kurz, der gesuchte und geschilderte Universal-Poet, der keine Hilfsmittel braucht, der alles im Kopf hat, dazu noch zaubern und zweitausend Jahre in einem Satz unterbringen kann, ist kein Geringerer als ein gewisser Hubert "Lurchi" Burda.

Wie, was - ihr kennt den Lurchi nicht ?

Aber hallo !

Höchste Zeit, daß ihr mal kurz hier reinklickt oder euch notfalls die FAZ vornehmt.

Unser Universal-Lurchi hat übrigens noch mehr auf dem Kasten:

Seine Tischreden sind berühmt. Er ist – das rechnet er seinem böhmischen Erbe zu – ein geborener Geschichtenerzähler. Wenn ihm bei seinen rhetorischen Eskapaden keiner mehr folgen kann, beginnt er zu singen. Tatsächlich hat er einen enormen Fundus von Volks- und Kunstliedern, Schlagern und Songs auf Lager. Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie er der verblüfften Gattin eines Industriemanagers ohne jede Scheu ein gutes Dutzend italienischer Partisanenlieder in Originalsprache vorgetragen hat.

Gleich ein ganzes Dutzend, mon Dieu ? Da wurde dann aber "O sole mio" sowie das "Badener Lied" mit Sicherheit mitgezählt.

Das lyrische Ich, das hier mit klingendem Jubel zum heiligen Sonnengesange aufsteigt, gehört übrigens dem poeta doctus Michael Krüger, im Nebenberuf Geschäftsführer des Münchner Hanser-Verlags. Oder nicht mehr so ganz hundertprozentig Geschäftsführer, sondern inzwischen wohl vor allem Fundraiser.

Ganz in allen Einzelheiten kenne ich das Geschäftsgebaren der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG natürlich nicht, ich hab' jedenfalls noch keine Due Diligence durchgeführt, aber kürzlich hat Spezi Krüger jedenfalls in seinem Musentempel die Knabenschwindelpoesien seiner Hoheit Scheichs Mohammed bin Rashid al Maktoum des Großen, derzeit Premierminister von Dubai (also inzwischen nicht mehr ganz so groß, sondern jetzt ein bißchen zusammengestaucht), in deutscher Übersetzung gedruckt und zum Potte gebracht. Ein Büchlein, das hierzulande noch auf den eigentlichen literarischen Durchbruch warten muß. Aber das geht ja fast aller mehr oder weniger großen Lyrik so …

Auch Freund Hanfeld, jener FAZ-Medienredakteur, der den denkwürdigen "Song for Lurchi" gestern ins Blatt heben durfte, hat sicher ein paar Haikus in der Schublade, bei deren Druckkosten-Bezuschussung unser Medien-Lurchi nun nicht mehr knausern kann.

Und Freundchen Schmuddelpeter, der das Meisterstück vorgestern (die Hellerhof-Kameraden, muß man wissen, sind angesichts der derzeitig laufenden Welt-, Staats- und Literaturaffären etwas ins Schwitzen geraten) als zuständiger FAZ-Herausgeber in Auftrag gab, hofft wohl auf ein Gnadenbrot von der Hubert-Lurchi-Medienakademie, da sich sein Farting Chair demnächst zweifellos als Schleudersitz erweisen wird. Er behauptet ja schon seit Jahren kackfrech (um nur die erste seiner bekanntgewordenen Hochstapeleien zu nennen), er habe irgendwann mal über den amerikanischen Dekonstruktivismus promoviert und schmückt sich seither mit diesem unter dubiosesten Umständen erworbenen Doktortitel. Das wird nicht mehr lange gut gehen, und das weiß der Zappel-Philipp auch. Und falls die Sache für unseren speziellen Freund dann doppelt in die Hose geht, weil Lurchi ja vielleicht doch lieber anders disponieren will, kann er statt seinem bisherigen Credo, daß nur wichtig sei, was hinten rauskommt, wenigstens eine Altersweisheit des Küchenvaters Augustinus meditieren, die in sehr freier Übersetzung lautet:

"Better to have brown nosed and lost, than to have never brown nosed at all."


***


Foto: Nachtaktiver mexikanischer Schwanzlurch, in künstlerisch-poetischer Nachempfindung / Shillenbrand

Quellen: Abgesehen davon, daß es zur "Kunst der Arschkriecherei" einen Essay des Soziologen Alphons Silbermann gibt (1997; nicht gelesen), kam meine Inspiration von den Websiten Chazper (Augustinus-Zitat) und Brooke's Insights, bei Heinrich Heines "Song for Georg Herwegh" hab' ich mich auch bedient (das ganze Gedicht steht hier), und der Ausdruck "Knabenschwindelpoesien" geht zurück auf Feridun Zaimoglu (siehe seine 1999 in der "ZEIT" erschienene, immer noch vollends gültige Abrechnung mit der sogenannten "Popliteratur", die ja in Wirklichkeit nur reaktionärer, von Reaktionären fabrizierter & gehypter Scheißdreck ist).

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