Dienstag, 12. Januar 2010

Zwei Meldungen dieser Tage aus der Ägäis




Death toll reaches 21 in suspected boat capsizing


[Thracia, Turkey / Greece] The discovery of two more bodies early Sunday brought the death toll of suspected refugees who drowned along the Greek-Turkish border to 21, the Anatolia news agency reported [on Sunday, 10th January]. The first bodies, believed to be of people who failed in an attempt to cross the Maritsa, or Evros, River into Greece illegally, were discovered last Monday.

It is unclear how large the suspected refugee group was and whether any of them made it across the river safely. Authorities believe the group tried to cross the river in a boat, but died under circumstances that remain unclear.


The area around the Maritsa and the nearby Aegean Sea are popular routes for illegal immigrants trying to access the European Union. Thousands of illegal immigrants from Asia and Africa enter EU-member Greece every year, usually making risky crossings from Turkey in boats that are not seaworthy. Ten people died in October 2009 when a boat carrying Afghan families sank off the eastern Aegean Sea island of Lesvos.


From Clandestine English / Today's Szaman Istanbul


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Pogrome an der türkischen Ägäisküste


Nach rassistischem Angriff auf Roma-Siedlung: Gouverneur veranlaßt Umsiedlung von 74 Bewohnern / Von Nick Brauns, junge Welt


[Selendi, Manisa, Türkei] Nach Pogromen türkischer Nationalisten in der Kleinstadt Selendi [150km nordöstöstlich von Izmir] an der Ägäisküste hat der Gouverneur der Provinz Manisa am Donnerstag 74 Roma, darunter 15 Kinder, in Fertighäuser des Roten Kreuzes in der Nachbarstadt Salihli umsiedeln lassen. Die Auseinandersetzungen hatten in der Silvesternacht begonnen, als der Besitzer einer Teestube Ramazan Yildiz dem Rom Burhan Ucku erklärte: »Kein Tee für Zigeuner«. Ucku wurde gewaltsam aus dem Teehaus geworfen, anschließend griffen türkische Rassisten die Roma-Siedlung an, zerstörten Zelte, zündeten Autos an und verwüsteten Geschäfte. Sie skandierten Parolen wie »Selendi gehört uns!« und »Zigeuner raus!« Nachdem Ucku und seine Freunde ihrerseits am Mittwoch Steine auf das Teehaus warfen, wurde das Roma-Viertel von etwa tausend Personen gestürmt und mit Steinen und Molotowcocktails verwüstet. Laut Zeugenaussagen hatte Bürgermeister Nurullah Savas von der faschistischen MHP zu den Angriffen ermutigt. Die Polizei ließ die Rassisten gewähren. Sie könne die Sicherheit der Roma nicht mehr garantieren. Erst nach Stunden wurden die in ihren Häusern verschanzten Roma schließlich in Sicherheit gebracht.



In der von hoher Arbeitslosigkeit geplagten 6.000-Einwohner-Stadt Selendi waren die Roma als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft sowie als Straßenhändler, Schrotthändler und Schuhputzer tätig. Insgesamt 750.000 Roma leben in der Türkei, die meisten davon in Istanbul sowie in Edirne und Umgebung. Schon seit Herbst vergangenen Jahres war es in der Westtürkei zu einer Reihe von pogromähnlichen Ausschreitungen gegen Kurden gekommen, nachdem die Regierung proklamiert hatte, sich der kurdischen Frage gegenüber öffnen zu wollen. Mitte dieser Woche nun mußte die Polizei in Mersin kurdische Schüler nach Angriffen Hunderter türkischer Nationalisten nach Hause eskortieren. In Edirne kam es in den vergangenen Tagen zudem zu faschistischen Lynchattacken gegen kommunistische Jugendlichen, die Flugblätter verteilten.


Aus: Junge Welt, 9. Januar 2010

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Foto: Türkisch-griechischer Grenzübergang, von der Website Confini Amministrativi- Riigipiirid



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