Dienstag, 26. Januar 2010

Zum Holocaust-Gedenktag


"Der Holocaust-Gedenktag erinnert an die über sechs Millionen Juden und die vielen anderen, die Opfer des nationalsozialistischen Rassen - und Größenwahns wurden. 1996 erklärte Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum nationalen Gedenktag in Deutschland „für die Opfer des Nationalsozialismus”. Er solle als "nachdenkliche Stunde inmitten der Alltagsarbeit" begangen werden; der Deutsche Bundestag trifft sich alljährlich zu einer Feierstunde. In Großbritannien wurde im Jahr 2000 der 27. Januar zum Holocaust-Gedenktag und zugleich zum Gedenktag für alle Genozide (Völkermorde) in der Welt erklärt. Die UNO hat im Oktober 2005 den 27. Januar offiziell zum Holocaust-Gedenktag erklärt und eine Resolution angenommen, in der alle Mitgliedstaaten aufgerufen werden, an diesem Tag an den Judenmord zu erinnern. UNO-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete dabei den Gedenktag als "eine wichtige Mahnung an die universelle Lektion des Holocaust".

Der Holocaust-Gedenktag ist Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Mordaktionen in Europa und für die Widerstandskämpfer. Der Begriff "Holocaust" kommt aus dem griechischen "olokautev", "ein Brandopfer darbringen" und ist die englische Bezeichnung für den Massenmord in den Verbrennungsöfen der Konzentrationslager im Dritten Reich. Die jüdische Bezeichnung bedeutet "Tag der Schoah" kommt vom neuhebräischen Begriff "Shoah", der die Tötung einer großen Zahl von Menschen oder eines ganzen Volkes bezeichnet und sich insbesondere als Begriff für die Verfolgung, Gettoisierung und Vernichtung der europäischen Juden während der NS-Herrschaft in Deutschland und Europa eingebürgert hat.

Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz und befreiten die noch Überlebenden. Fast fünf Jahre lang waren dort Menschen gefoltert, gequält, ermordet worden: Juden vor allem, Polen, Sinti und Roma, sowjetische Kriegsgefangene und Häftlinge anderer Nationalität. Nach der Befreiung der Konzentrationslager gingen grauenvolle Bilder um die Welt: sie legten endgültig offen, dass in Deutschland und im besetzten Europa zwölf Jahre lang Millionen Menschen verschleppt wurden, sich in Konzentrationslagern zu Tode arbeiten mussten, zynischen medizinischen Experimenten zum Opfer fielen, fielen, an Hunger und Seuchen fielen oder massenhaft exekutiert oder mit Gas erstickt wurden.

Der Jom haShoah [Gedenktag für die Shoah] wird in Israel am 27. Nisan [im April, dieses Jahr am 11. 4., siehe zum Jüdischen Kalender] begangen, indem um 10 Uhr eine Sirene die Menschen zwei Mi­nu­ten lang zum Inne­hal­ten aufruft; in dieser Zeit ruht der Verkehr, wird nicht gearbeitet, schweigend verharren die Menschen in Israel. Dann folgt eine Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem in Anwesenheit der Regierungs- und Staatsspitzen. Um die Mittagszeit wird eine Namensliste von Schoa-Opfern verlesen, am Nachmittag gibt es eine Zeremonie für jüdische Jugendorganisationen. Die meisten dieser Programmpunkte werden live im israelischen Fernsehen übertragen und so den Bürgern nahegebracht.

1948 erklärte das Oberrabbinat von Israel den 10. Tewet [im Dezember] zum Tag des allgemeinen Trauergebets. Als im Dezember 1949 die Asche von Juden, die im KZ Flossenbürg ermordet worden waren, nach Israel überführt wurde, entschied Rabbi S.Z. Kahana, deren Asche am 10. Tewet begraben zu lassen. Rabbi Kahanas weiterreichender Vorschlag, diesen Tag als den Tag des Gedenkens an die Schoah festzusetzen, wurde vom Oberrabbinat akzeptiert. 1951 schlug der Knesset-Abgeordnete Rabbi Mordechai Nurock vor, einen eigenen Tag für das Gedenken des Holocaust zu schaffen; die Einmaligkeit der Schoa begründe einen eigenen Gedenktag. Der Tag sollte zuerst "Jom haShoah Umered Hagetaot", Holocaust- und Ghettoaufstands-Tag heißen, schließlich einigte man sich auf "Jom haShoah Wehagwurah", "Holocaust- und Heldentums-Tag". Das Finden eines Datums gestaltete sich schwierig. Die überlebenden Kämpfer des Warschauer Gettos wollten den 19. April, der Tag, an dem der Aufstand begonnen hatte. Aber dieses Datum fiel im jüdischen Kalender auf unmögliche Tage, etwa Pessach. Also versuchte man, einen anderen Platz im jüdischen Kalender zu finden und fand ihn zwischen dem Ende von Pessach und dem erst 1949 eingeführten Jom Haatzmaut und setzte den 27. Nisan als Gedenktag fest. Im Jahr 1959 wurde der Jom haShoah, weil er zuvor zu wenig Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich zog, in Israel zum Gesetz erhoben."

Aus: Ökumenisches Heiligenlexikon (siehe auch Wikipedia zum Gedenktag in Deutschland und Israel)



Links zu Veranstaltungen am oder um den 27. Januar 2010:

Frankfurt a. M. (diverse Veranstaltungen) - Kundgebung der Roma-Union (am 27. 1. um 18.30 h)

Offenbach a. M. (am 31. 1.)

Zossen

Rostock



Links zu aktuellen Presse- oder Medienartikeln:

Kurt Pätzold über die "Herausforderung 'Auschwitz'" (junge Welt)

Ingrid Heinisch über die Todesmärsche kurz vor Befreiung des Lagers (Neues Deutschland)

Aleida Assmann in der "FR" und Heiner Lichtenstein im "Vorwärts" über den 27. Januar als Gedenktag

Inge Günther über Pesach Anderman (FR)

Die Jenischen als Opfer des NS-Rassenwahns (Rezension im "Vorwärts")

Kurt Krohn über die Gedenkstätte des KZ Auschwitz (FR)

Kai Diekmann über die Baupläne des „Kriegsgefangenenlagers Auschwitz“ bzw. des KZ Auschwitz („Bild“-Zeitung)

Henryk M. Broder über Wolfgang Benz’ „Handbuch des Antisemitismus“ (Der Spiegel)

Die Antisemitismus/Islamophobie-Debatte zwischen Broder und Benz kommentieren Mathias Brodkorb (auf "Endstation Rechts") und Martin Lichtmesz (auf "Sezession im Netz")

Eine Diskussion über Rassismus anläßlich des Films „Zivilcourage“ (ARD, 27. 1. 2010, 20.15 h) bei Indymedia

Oliver Müller über den Charlie Chaplin-Film „Der große Diktator“ (Muslim Forum / II-moral.org )

Deutsch-polnische Versöhnungs- und Gedenkpolitik (Deutsches Polen Institut Darmstadt)

Holocaust Memorial Page der United Nations

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