Freitag, 7. August 2009

ArbeiterInnen fordern Verstaatlichung und Selbstkontrolle von Rußlands größtem Autobauer

Russische Lada-ArbeiterInnen haben am Donnerstag gegen Kurzarbeit, Entlassungen und für die die Verstaatlichung ihres Unternehmens unter Kontrolle der Belegschaft demonstriert. Insgesamt hatten sich 2000 Beschäftigte vor den Werkstoren des Autobauers AvtoVaz in Togliatti an der Wolga (900 Kilometer südöstlich von Moskau) zu einer mehrstündigen Protestkundgebung versammelt. "Laßt die Fabrik dem Staat gehören und nicht privaten Eignern", forderte der Gewerkschaftschef Pjotr Solotarjew, der die unabhängige Gewerkschaft „Yedinstvo“ („Einheit“) vertritt.

Am 6. August 2009 demonstrierten im russischen Togliatti an der Wolga etwa 2.000 AutomobilarbeiterInnen des Autokonzerns AvtoVaz (Lada) gegen Kurzarbeit, Entlassungen und für die Verstaatlichung ihres Unternehmens unter Kontrolle der Belegschaft.


Die Parolen und Transparente der Protestler richteten sich insbesondere gegen AvtoVaz-Chef Boris Aljoschin und den Gouverneur des Wolga-Distrikts Samara, Wladimir Artjakow, der 2006/2007 den Autobauer geleitet hatte. Demonstranten trugen ein Schild mit der Aufschrift „Diebe ins Gefängnis (Artjakow und Aljoschin)“. Die offizielle Gewerkschaft von AvtoVaz, welcher der Großteil der Arbeiter angehört, war dem Meeting ferngeblieben.

Hintergrund der Proteste sind Befürchtungen, das Unternehmen wolle im Zuge der Automobilkrise ein Viertel der Belegschaft (rund 27.000 Arbeiter) entlassen. Seit dem 3. August sind die Arbeiter beurlaubt, da die Fließbänder bei AvtoVaz für einen Monat stillgelegt wurden. Ab September ist Kurzarbeit bei halbiertem Lohn geplant.

Togliatti ist eine Autostadt wie Wolfsburg. Große Teile wurden erst in den Sechziger Jahren aus dem Boden gestampft. 1964 wurde sie nach dem italienischen Kommunistenführer Palmiro Togliatti benannt. In den 1990er- und 2000er-Jahren erlebte die Stadt eine Welle der organisierten Kriminalität sowie zahlreiche Mafia-Kriege rund um AvtoVaz und galt als eine der am meisten kriminalisierten Städte Rußlands. Putin bediente sich dann der staatlichen Technologie- und Rüstungsholding Rostechnologii, um AvtoVaz unter Kontrolle zu bringen. Rostechnologii, die russische Investmentbank Troika Dialog und der Autokonzern Renault besitzen jeweils ein Viertel der Aktien des Autobauers. Renault hatte letztes Jahr 1, 17 Milliarden Dollar für seinen Einstieg bei AvtoVaz bezahlt.

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